Mit der Ape eine kleine Tour in den Osten
16. Mai - 21. Mai 2021
Seit drei Jahren schon habe ich mit der Ape keine richtige Tour mehr gemacht. Zwar waren, wenn auch selten, so einige Wochenendfahrten drin, auf Grund von Zeitmangel aber kam nichts Richtiges zu Stande. Nun sollte es wieder soweit sein, wenn auch nur für eine Woche. Mehr geht nicht. Sohnemann Nr. 2 meinte vor zwei Jahren sich ein Haus kaufen zu müssen und das bauen wir beide ganz allein um. Er gab mir nun eine ganze Woche frei.
Die Frage, die nun auftauchte war, wohin ? So richtig wusste ich es nicht wirklich. Eigentlich war ich schon überall. Schließlich habe ich schon 18 Touren mit der Ape hinter mir und folglich alles gesehen, was mich interessierte. Nach vielen Überlegungen kam ich zu dem Entschluss, es geht wieder mal ins Ausland. Ostdeutschland ist angesagt... :)
2014 war ich das letzte Mal dort und es wird wieder Zeit, in diese wunderschöne Gegend zu fahren. Da es mir dort schon damals sehr gut gefallen hat, wird es diesmal ebenfalls so sein. So hoffte ich zumindest bei der Planung. Vom Teutoburger Wald aus geht es in den Osten und über Hessen wird dann wieder zurück gefahren. So lautet der Plan.
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Samstag, 15. Mai 2021
Nachdem noch so einiges zu tun ist, u.a. bei Herrn Sohn, geht es am späten Nachmittag dann endlich los. Das erste Ziel werden die Externsteine in Horn-Bad Meinberg sein.
Tachostand bei Abfahrt
Wegen viel Klüngelei geht die Zeit um, es kommen aber keine Kilometer zusammen. Kurz vor Geseke muss ich tanken. es ist schon 23:00 Uhr.
Es sind zwar nur noch knapp 50 Kilometer bis zum ersten Ziel, ich bin aber ganz schön ko. In Geseke bietet sich ein schöner Platz zum Übernachten an. Einparken, Ape aus, ins Schlafgemach verschwinden, pennen. Gute Nacht !
Gefahrene Kilometer: 242
Sonntag, 16. Mai 2021
Die Lage des Hotels war bestens. Ich habe irgendwie überhaupt nichts mitbekommen. Mich hätte man mit der Ape zusammen einfach klauen können. Ich hätte weitergepennt. Keine Geräusche von außen, mollig warm im Bettchen. Um 09:30 Uhr dann werde ich endlich wach.
Nach der morgenlichen Zeremonie geht es dann weiter in Richtung Steine. Das Wetter ist gut. Zwischendurch ist es zwar schon mal bewölkt, es kommt aber immer wieder die Sonne durch und von Regen bleibe ich komplett verschont.
An den Externsteinen angekommen, stelle ich die Ape ab und mache erst mal einen Kaffee.
Auf Grund Corona ist der Aufstieg natürlich gesperrt. Das war mir aber schon bei der Planung der Tour klar, dass alle Sehenswürdigkeiten, sowie Gastronomie und viele andere Dinge geschlossen sein werden. Das macht aber nichts. Hauptsache ist, mal ein bisschen mit der Ape durch die Gegend fahren und entspannen.
Der Anblick der Externsteine ist immer wieder faszinierend. Und obwohl momentan bekannterweise alles geschlossen / gesperrt ist, sind doch so einige Leute anwesend.
Ein bisschen umherlaufen und etwas in der Sonne sitzen ist trotzdem drin.
Nachdem ich dort einige Zeit verbracht habe, gebe ich in meinem Navi das nächste Ziel ein - Magdeburg. Das Navi selbst scheint auch von dem Virus infiziert zu sein. Was es mir da anzeigt, ist nicht normal.
Der Weg führt mich durch Lüdge...
...und in Bad Pyrmont stoße ich auf eine interessante Sache. Es sieht aus wie ein sog. Lost Place. Verlassene Häuser oder sonstige Gebäude, die interessant sind zu besichtigen.
Hier steht alles Mögliche herum und ich würde mir liebend gern das verlassene Haus innen anschauen.
Leider ist alles verschlossen und einbrechen gibt es nicht. Das ist nicht erlaubt und zu so etwas lasse ich mich auch nicht verleiten.
Wie es scheint, hat mal irgend jemand das Haus gekauft und angefangen zu sanieren. Das muss aber schon lang her sein. Sämtliches Baumaterial, welches man durch das Fenster unten sehen kann, ist mittlerweile von dicken Spinnweben überzogen. Das Fenster oben links ist weit geöffnet. Vermutlich ist dort schon mal jemand eingestiegen.
War nix mit Lost Place. Die Fahrt geht weiter...
Es geht durch die Landschaft von Emmertal...
In Grohnde dann führt eine kleine Fähre über die Weser.
Es geht immer weiter in Richtung Magdeburg. In Salzhemmendorf lege ich einen nächsten Boxenstop ein, da dort ein scheinbar interessanter Flohmarkt ansässig ist.
Beim Durchstöbern allerdings bin ich etwas enttäuscht. Nicht nur, dass das Angebot eher einer Abstellkammer gleicht, die Preise scheinen mir sehr überzogen zu sein.
Sicherlich hat er einige Kostbarkeiten zu bieten. Man findet aber auch viele Dinge, die es immer noch zu kaufen gibt; und zwar entweder zum gleichen Preis als hier angeboten oder aber nur geringfügig teurer. Insgesamt beurteile ich den Laden für mich als absolut uninteressant.
In Schöppenstedt steuer ich an der Landstraße einen Rastplatz an, um einen Kaffee zu trinken. Meine Ape, auch wenn sie noch so klein ist, beinhaltet alles einer 2.5-Zimmer-Wohnung. Man kann drin sitzen wie in einem Wohnzimmer und auf einem DVD-Player Filme schauen. Kocher sowie komplettes Geschirr wie in einer Küche sind ebenfalls vorhanden. Zum Schlafen wird sie zu einem Schlafzimmer umgebaut und man kann herrlich pennen. Und letztendlich beinhaltet sie sogar ein Badezimmer, wenn ich die Dusche aufbaue - und zwar mit Warmwasser. Klein aber fein und man vermisst absolut gar nichts.
Auf dem Parkplatz steht ein polnischer Kleintransporter, der scheinbar ebenfalls eine Pause einlegt. Der Fahrer steht auf der Ladefläche, kocht sich etwas und schaut dabei auf seinem Laptop einen Film. Ich versuche mit ihm ins Gespräch zu kommen, weil er von seiner Ladefläche schaut, als meine Ape angeknattert kommt. Polnisch kann ich nicht und will ich auch nicht können. Deutsch sollte zumindest er etwas können, da er ja hier in Deutschland seine Ware ausliefert, kann er aber nicht. Englisch kann der Kerl auch nicht, was mich total verwundert, obwohl er wesentlich jünger ist als ich. Ich komme zu dem Entschluss, der kann gar nichts. Vermutlich ein polnischer Hauptschüler. Ich gebe auf und widme mich meinem Kaffee.
Nach der kleinen Pause geht es durch Schöningen ...
... wunderschöner Landschaft bei herrlichem Wetter ...
... und in Hötensleben stehe ich dann vor diesem Schild.
Es ist schon so lang her und ich kann mich immer noch sehr gut an die damaligen Szenen erinnern. Was hat sich damals unsereins mit den "Ossis" gefreut. Endlich frei sein, die Meinung äußern dürfen, gehen wohin man möchte, nicht mehr vom Staat überwacht werden. Wie die Leute aus Ostdeutschland damals gejubelt haben, richtig ausgerastet sind, symbolisch mit Hammer und Meißel die Mauer, welche sie so lang einsperrte, zerschlugen, mit ihren Trabis die Grenze in die Freiheit überquerten. Es waren faszinierende, einfach schöne Bilder.
Hier in Hötensleben scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, zumindest symbolisch. Den Grenzstriefen, oder auch Todesstreifen, hat man hier erhalten. Die beiden Mauern mit ihrem unüberwindbaren Todesstreifen dazwischen, die Ostdeutschland von Westdeutschland teilten, mit all ihren Zäunen und sonstigen Hindernissen, der Beleuchtung für nachts sowie einem Wachturm - alles steht hier noch so wie damals und soll an diese schlimme Zeit erinnern.
Ein Zitat aus Wikipedia über diesen Grenzbereich. Wenn man das liest, wird einem Angst und Bange und man kann es kaum fassen, dass es heutzutage immer noch Hohlköpfe gibt, die sich die alte Zeit zurück wünschen.
Geschichte und Anlage
"Die Anlage entstand im Zuge der deutschen Teilung als Grenzanlage der DDR. Motiv für den starken Ausbau der Grenze durch Behörden der DDR war die Verhinderung von Fluchten von DDR-Bürgern in die Bundesrepublik Deutschland. Die erhaltene Anlage besteht auf einer Länge von 350 Metern und umfasst insgesamt eine Fläche von 6,5 Hektar. Sie zeigt den Ausbauzustand der Grenzanlagen des Jahres 1989.
Östlich der Grenze vorgelagert befand sich auf dem Gebiet der DDR ein etwa fünf Kilometer breites Sperrgebiet, in dem die Bewegungsmöglichkeit der Bevölkerung eingeengt war und verstärkte Kontrollen bestanden. Östlich vor der Grenze befand sich ein üblicherweise 250 bis 1500 Meter breiter sogenannter „Schutzstreifen“, in dem sich keine Siedlungen oder Betriebe befanden und in dem etwaige Flüchtende von den Grenztruppen der DDR gestellt werden sollten. Da in Hötensleben die Ortsbebauung jedoch zum Teil bis zu 80 Meter an die Grenze herangerückt war, konnten hier die Abstände nicht eingehalten werden. Es erfolgte daher ein speziell für Ortschaften vorgesehener Ausbau der Grenze, der dem an der Grenze in Berlin entsprach.
Nach Osten, zur DDR-Seite hin, wird der Bereich durch eine drei Meter hohe Sichtblendmauer abgegrenzt, der östlich eine Lichttrasse vorgelagert war. Westlich der Mauer besteht ein als K2 bezeichneter, zwei Meter breiter Erdstreifen. Er diente zur Erkennung von Fußspuren. An ihn schließt sich der Grenzsicherungs- und Signalzaun an. Er ist 2,40 Meter hoch und besteht aus Streckmetall und Signaldrähten. Hieran schließt sich westlich die Hundetrasse an, an die ein breiteres Sicht- und Schussfeld grenzt. Außerhalb der Ortslage befand sich in diesem Areal eine land- oder forstwirtschaftlich genutzte Fläche. An ihrer Westseite besteht eine von Lampen ausgeleuchtete Lichttrasse, an die sich westlich der aus gelochten Betonplatten erstellte Kolonnenweg anschließt. Es folgt ein sechs Meter breiter, als K6 bezeichneter Erdstreifen. Auch er diente zum Erkennen von Fußspuren. In einem Teilbereich schließt sich hieran ein als KfZ-Hindernis dienender Wassergraben an, der als Zuführung von Brauchwasser für eine Zuckerfabrik diente. Im übrigen dienten aus Stahl gefertigte Panzer-Höcker als Hindernis gegen einen etwaigen Durchbruch von Kraftfahrzeugen. Westlich hiervon befindet sich dann die eigentliche, mit Griffabweiser-Rohr versehene, 3,40 Meter hohe Grenzmauer. Außerhalb der Ortslage befindet sich stattdessen ein aus Streckmetall gefertigter Grenzzaun. Westlich vor Grenzmauer und Grenzzaun befand sich noch eine weitere zum Hoheitsgebiet der DDR gehörige Fläche. Auf diesem vorgelagerten Hoheitsgebiet befindet sich die DDR-Grenzsäule. Die Grenze selbst verläuft in diesem Gebiet in der Mitte des kleinen Bachs Schöninger Aue. Von Seiten der Bundesrepublik bestanden keine Grenzausbauten. Westlich vor dem Bach befindet sich lediglich ein Schild mit der Aufschrift „Bachmitte ist Grenze, Bundesgrenzschutz“.
Im nördlichen Teil des Gebiets des heutigen Grenzdenkmals steht auf einem Hügel ein ehemals als Führungsstelle genutzter Turm. Hier hielt sich der Führungsoffizier auf. Er aktivierte im Fall einer Alarmauslösung eine Alarmgruppe, die über den Kolonnenweg als Doppelposten in den Bereich eilte, in dem man den Flüchtenden vermutete. Er sollte dann im Sicht- und Schussfeld festgenommen oder „vernichtet“ werden. Im Umfeld des Turms ist die Grenzanlage, wie im Bereich offener Landschaft üblich, in einem pioniertechnischen Ausbauzustand.
Südlich der Straße nach Schöningen ist ein 15 Meter langes Stück Mauer am Schützenplatz erhalten geblieben. Darüber hinaus befindet sich dort auch der Stumpf des Beobachtungsturmes 4 sowie ein Bunker. Erhalten ist auch ein weiteres 30 Meter langes Mauerstück und ein Kabelschacht. Weiterhin bestehen Reste einer ehemaligen Eisenbahnbrücke mit einem Telegraphenmast sowie Reste der Feldscheunenbrücke.
Mit der Öffnung der Grenze der DDR am 9. November 1989 verlor die Grenzanlage ihre Bedeutung. Das kleine Teilstück bei Hötensleben wurde am 12. Januar 1990 und damit noch während des Bestehens der DDR unter Denkmalschutz gestellt. Für den Erhalt des Denkmals engagiert sich der 1993 gegründete Grenzdenkmalverein Hötensleben, der dafür im Jahre 2001 mit dem Landesdenkmalpreis ausgezeichnet wurde. Im Januar 2004 übernahm das Land Sachsen-Anhalt die Trägerschaft für das Grenzdenkmal. Es ist seit dem Teil der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Seit dem Jahr 2011 wurde die Anlage mit der Gedenkstätte in Marienborn Teil des Europäischen Kulturerbes.
Im Bereich südlich des Denkmals, in dem die Grenzanlagen überwiegend abgerissen wurden, markieren im Rahmen einer Spendenaktion gepflanzte Bäume den ehemaligen Verlauf der Anlage.
Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist die Grenzsicherungsanlage unter der Erfassungsnummer 094 56155 als Baudenkmal verzeichnet."
Irgendjemad sagte mir mal, dass es interessant sei, dass überall auf der Welt, wo Länder Jahrzehnte lang von einer roten Regierung regiert werden, der Mensch am Ende für den Staat nichts mehr zählt. Er wird behandelt wie ein gefangenes Tier, hat keine Meinungs- und sonstige Freiheiten mehr und wird "beseitigt", wenn er sich gegen dieses System auflehnt. Weiterhin fragte er sich, wie dumm man eigentlich sein muss, eine rote Partei zu wählen, obwohl man sich in der Welt nur umschauen braucht, um zu sehen, was rote Regierungen mit Menschen am Ende machen. Wenn es dann zu spät ist, dann gibt es kein Zurück mehr.
Ich lasse seine Aussage mal unbewertet stehen...
Für die Leute, deren angrenzende Gärten ihrer Häuser an dem heutigen Denkmal enden, hat die DDR - Zeit irgendwie immer noch kein Ende gefunden - zumindest symbolisch. Schön ist es nicht täglich auf diese hässliche Mauer zu schauen. Zumindest aber können sie diese heute umfahren, ohne Angst zu haben dabei erschossen zu werden.
Nachdem ich mir diese Stätte angeschaut habe, geht die Fahrt weiter.
Noch ein paar Eindrücke des kleinen Dorfs Hötensleben. Heute wirkt es idyllisch. Wie es zu DDR - Zeiten hier war, kann ich nicht beurteilen. Ich vermute aber, dass es wohl eher bedrückend und frustrierend war hier zu leben, so direkt an der Grenze zur Freiheit.
Ein paar Meter von der Grenze dann das typische Symbol der DDR, ein Trabi. Damals der ganze Stolz des Besitzers.
Das nächste schöne Dorf, durch das ich komme, nennt sich Völpke.
Der nächste Lost Place. Vielleicht komm ich rein. Die Ape stelle ich gut sichtbar für jeden ab. Man soll nicht der Meinung sein, ich mache ich da irgendetwas Heimliches. Ich möchte mir einfach nur das Gebäude von innen anschauen und fotografieren. Nichts abbauen, nichts mitnehmen, nichts zerstören und vor allem, auf keinen Fall mit Gewalt Zutritt verschaffen. Wenn zu, dann zu.
Wie lang wohl die Natur sich hier schon durchsetzt ?
Ich habe Glück, der Zutritt ist frei und ich kann reingehen.
Immer wieder interessant diese alten Gebäude. Der Mensch kann bauen was er will, die Natur ist am Ende immer stärker.
Besucht wurde diese Gebäude also schon vor mir. Leider gibt es immer wieder Dummköpfe die meinen, derartige Gebäude zu beschädigen oder zu beschmieren.
Wenn schon ein Zaun aufgestellt ist, dann sollte man diesen auch respektieren und nicht versuchen zu umgehen. Je nachdem, wie lang so ein Gebäude schon leer steht, kann es auch Einsturz gefährdet sein. Dann sollte man es lieber meiden und nicht betreten. Die Gefahr ist dann doch zu groß, dass man drin verunglücken könnte.
Immer wieder faszinierend...
Wie lang das Dach wohl noch halten wird, bevor es einstürzt ? Nach Möglichkeit bitte nicht heute. :)
Ich habe in diesem Haus noch jede Menge Fotos gemacht, das hier war nur ein kleiner Auszug.
Herrlicher Sonnenschein, schön warm, tolle Natur mit hässlichen Windrädern. Was diese Dinger doch das Bild einer schönen Gegend verschandeln können !
In Druxberge befahre ich einen kleinen, völlig holperigen Weg, der von einer kleinen Seitenstraße abgeht und komme an ein großes Eisentor. Vom Weg aus kann man nicht wirklich erkennen, was sich hinter dem Tor verbirgt. Da es geöffnet ist, schau ich mir die Sache näher an. Absolut faszinierend, was sich mir zeigt.
Hier befindet sich ein absolut alter, scheinbar vergessener Friedhof.
Dass hier jemand seine letzte Ruhestätte fand, ist über 100 Jahre her. Ein bisschen mulmig ist das Ganze hier schon. Früher waren die Gräber in dieser Gegend wohl durch Eisenzäune umrahmt. Teilweise stehen sie noch. Der größte Teil aber ist von der Natur mittlerweile entweder aus den Fundamenten und in Stücke gerissen worden, weil Büsche und Bäume durchgewachsen sind oder aber der Rost hat sein Werk getan.
Wie groß der Friedhof mal war, lässt sich nicht feststellen. Das Buschwerk ist dermaßen dicht gewachsen, man kommt einfach nicht durch. Ich habe hier einige Zeit verbracht und versucht einen Weg zwischen den Gräbern zu finden, unmöglich. Nichts zu machen. Man kann zwar zwischen den Bäumen und Büschen auch weiter drin die Spitzen der Metallzäune erkennen, dorthin gelangen kann man aber nicht. Lassen wir die Toten ruhen und bringen ihnen den Respekt entgegen, den sie verdient haben. Ein Weg ist nicht zu finden und ein Grab betreten um weiter zu kommen, möchte ich nicht. So etwas macht man einfach nicht.
Die Reise geht weiter. Eigentlich ist das nächste Ziel ja Magdeburg. In Geseke heute Morgen gestartet waren es immerhin 225 Kilometer bis dahin. Egal welche Tour ich bisher auch gemacht habe, das nächste Ziel habe ich nie auf direkten Weg erreicht. Das Schöne an der Fahrt mit der Ape ist, nichts rauscht wirklich ungesehen vorbei. Keine Hektik, kein Zeitdruck, keine Termine. Man hat einfach Zeit. Zeit zum Genießen, Zeit zum Schauen, Zeit zum Entdecken, Zeit zum Rumklüngeln.
Die Ape ist eine absolut geniale Art zum totalen Entschleunigen. Ich glaube, bei meinen Ape-Touren lag mein Puls nie über 30, lol. Mir geht einfach alles am Ar*** vorbei. Die Uhrzeit interessiert mich nie. Wenn hell, dann fahren und schauen. Wenn dunkel, dann pennen. Bei längeren Touren musste ich manchmal wirklich auf das Handy schauen, welcher Wochentag eigentlich ist. Ich habe bei den Fahrten mit der Ape das, was heutzutage keiner mehr hat - Zeit und Niedrigpuls.
Oft erwische ich mich bei der Rumbummelei selbst dabei, dass ich immer langsamer fahre, je länger ich unterwegs bin. Links und rechts gibt es einfach immer wieder viel zu viel zu sehen. Spätestens wenn mich mal ein klingelnder Radfahrer überholt, wird es dann doch Zeit, mal auf das Gaspedal zu drücken. Auch wenn der Tritt auf das Pedal durch die starke Motoriserung eher einem Tritt ins Leere gleicht. Ein bisschen tut sich aber doch.
Ganze elf Stunden nach der Abfahrt heute Morgen habe ich dann doch noch Magdeburg erreicht. Wäre ich durchgefahren, hätte ich das Ziel in etwa 5 Stunden erreicht. Ich habe also 6 Stunden rumgebummelt und mir zusätzlich Dinge, die auf den Weg hierhin lagen, angeschaut. Es waren interessante Dinge, die andere wahrscheinlich niemals zu Gesicht bekommen werden. Schon gar nicht, wenn man mit dem Auto unterwegs ist. Dann fährt man nur von A nach B und was zwischen liegt, bleibt unbekannt.
Am faszinierendsten fand ich den uralten Friedhof. Habe sowas noch nie in dieser Form gesehen. Verlassen, vergessen, sich selbst und der Natur überlassen und durch reinen Zufall entdeckt.
In Magdeburg reingekommen, zeigt sich die Stadt ziemlich menschenleer. Wir haben zwar erst ca. 19:30 Uhr, aber wir haben auch Corona und alle Lokalitäten sind geschlossen.
Es wirkt schon ein wenig unheimlich, wenn eine so große Stadt wie Magdeburg leergefegt ist.
Meine Ape stelle ich direkt am Domplatz ab.
Ein schönes Wasserspiel mit dem Dom im Hintergrund.
Schräg gegenüber des Doms steht Hundertwasser´s Grüne Zitadelle. Im Erdgeschoss befinden sich einige Läden, ein Café und ein Restaurant. Zu den anderen Räumlichkeiten gehören ein Theater, ein Hotel, eine Kindertagesstätte und 55 Wohnungen sowie Praxen und Büros. Gekostet hat der ganze Bau etwa 27 Millionen Euro.
Alles ist sehr farbenprächtig, keine Form gibt es zwei Mal.
Nicht weit von der Innenstadt finde ich einen ruhig gelegenen Parkplatz. Hier hat sich schon jemand mit seinem Wohnmobil zum Übernachten eingefunden.
Gefahrene Kilometer: 274
Montag, 17. Mai 2021
Es ist 07:30 Uhr. Von draußen dringen Geräusche ankommender Autos in das Innere meines Schlafgemach. Ausgeschlafen bin ich eh schon, habe nur keine Lust aufzustehen. Noch drei Mal umdrehen und dann kann der Tag beginnen.
Das Wetter - bombig ! Strahlend blauer Himmel, die Temperatur ist jetzt schon angenehm.
Heute wird zum Frühstück mal so richtig was aufgefahren. Reichhaltige Auswahl an Broten, verschiedene Aufstriche und Beläge sowie edelstes Geschirr. Das Auge isst schließlich mit. Wenigstens habe ich an den alten Klappstuhl gedacht und brauche beim Essen nicht auch noch zu stehen.
Es geht in die Stadt. Gestern Abend war es ein bisschen spät zum Besichtigen. Die Stadt selbst und den Dom möchte ich mir anschauen. Ich habe zwar mit dieser Kinder verachtenden Sippe nichts am Hut, das hat aber nichts mit dem Gebäude zu tun.
Eine andere Kirche, nicht unweit des Doms. Sie ist aber nicht zu besichtigen, da sie innen zur Zeit komplett umgebaut wird.
In der Stadt ist so gut wie gar nichts los. Es sind nur sehr wenige Menschen zu sehen.
Mehr durch Zufall als absichtlich lande ich im Einkaufszentrum der Stadt.
Aber auch hier ist kaum jemand unterwegs. Die Pandemie zeigt ihre Wirkung. Gut für die Bekämpfung des Virus, schlecht für die Geschäftsleute.
Die Menschen, die aber unterwegs sind, halten sich streng an die Regeln, damit Corona irgendwann vielleicht endlich der Vergangenheit angehört. Alle tragen einen Nasen- / Mundschutz und halten Abstand zueinander. Auffällig ist, dass man hier im Osten Deutschlands diese Regeln offensichtlich mehr beachtet als im westlichen Teil des Landes. So wenig Menschen auf der Straße und sich an die Regeln haltend, das kenne ich ansonsten nicht. Im Westen gibt es, so empfinde ich das zumindest, viel mehr Masken- und Abstandsmuffel.
Wenn keine Menschen unterwegs sind, wirkt eine Stadt irgendwie geisterhaft und fast uninteressant. Die Stadt Magdeburg ansich ist eine sehr schöne und saubere Stadt, auf Grund der momentanen Situation aber fehlt da irgendwas. Ich latsche zum Dom und schau ihn mir von innen an.
Ein paar Eindrücke:
Ein letzter Blick auf die grad in der Renovierungsphase befindliche Kirche...
... und schon habe ich die Ape wieder im Blick. Die Reise geht weiter in Richtung Lutherstadt Wittenberg. Diesen Tip habe ich von einem lieben Ape-Freund, mit dem ich gestern noch telefoniert habe.
Auf den Weg dorthin zeigt sich ein ehemaliger Bahnübergang. Die Straße selbst ist neu und hat keine Schranken mehr. Links und rechts davon aber liegen noch die alten Gleise aus der DDR- Zeit.
Auch das Bahnwärterhäuschen steht noch.
Es ist aber schon ziemlich verfallen und so einige Gestalten haben hier ihren Müll illegal abgeladen.
Ob sich hier zur DDR- Zeit im Bahnwärterhäuschen zusätzlich ein Imbiss oder kleines Restaurant befunden hat oder aber nach Öffnung der Grenze zu einem solchen umgebaut wurde, kann man nicht ersehen. Jedenfalls ist von all dem, was dieses Gebäude mal war, heute nichts mehr übrig geblieben.
Meine Ape an der Stelle abgestellt, wo irgendwann mal ein Zug die Straße kreuzte.
In Lutherstadt Wittenberg...
... das gleiche Bild wie bisher überall im Osten, die Straßen sind leer.
Vom Abstellort der Ape in einem Parkhaus....
... lande ich direkt in einem Einkaufszentrum.
Hier zeigt sich das gleiche Bild wie in Magdeburg. Es ist absolut nichts los.
Wenn eines Tages alles wieder normal laufen wird, dann wird sich zeigen, wie sehr Corona für Geschäftsaufgaben gesorgt hat. Es werden bestimmt sehr viele Pleiten anfallen. Großer Gewinner ist hier wohl der online - Handel geworden. Auch ich bestelle seit über einem Jahr fast alles im Internet. Nicht nur, dass ich hier in Sekunden die Preise vergleichen kann, oftmals sind meine gesuchten Artikel auch erheblich günstiger als im Geschäft. Ein weiterer Vorteil ist, dass ich keine kostbare Zeit damit verbringen muss durch Geschäfte zu laufen, ich spare auch zusätzlich noch Benzin und habe insgesamt weniger Geld ausgegeben.
Für mich persönlich waren Geschäfte, insbesondere Einkaufszentren immer schon ein Graus und von daher bin ich schon immer mit dem online - Handel bestens vertraut. Seit uns aber die Chinesen dieses Ding präsentiert haben, nutze ich zum Einkaufen das Internet noch viel intensiver. Auch wenn eines Tages wieder normaler Alltag einkehren wird, werde ich es trotzdem beibehalten. Ich bin davon überzeugt, dass nicht nur ich das Einkaufsverhalten für die Zukunft geändert habe.
Das alles ist natürlich sehr zum Nachteil der Geschäfte, weil viele Personal abbauen und vielleicht sogar komplett schließen müssen. Aber ehrlich gesagt, mich juckt es nicht wirklich. Es ist mein Geld, welches ich für eine Ware bezahlen muss. Wenn ich sie dann noch günstiger bekommen kann und keine Zeit investieren muss, dann interessiert es mich eigentlich recht wenig, ob da eine Verkäuferin arbeitslos wird oder nicht.
Was hier grad aber gar nicht geht ist, sich das Essen nach Hause kommen lassen. Da ich nun Kohldampf habe und es sowieso Mittagszeit ist, esse ich in gemütlicher Atmosphäre auf einem Betonklotz außerhalb des Einkaufszentrum hoch qualitatives Pressfleisch mit Reis sowieso Gemüse und dazu künstlich aromatisierte süßsaure Soße. Geschmacksverstärker geben ihren Rest dazu und von daher bin ich mit dem Essen sehr zufrieden.
Ein Rundgang durch die schöne Lutherstadt Wittenberg.
Man findet hier traumhafte Gassen, Plätze und Häuser mit malerischen Fassaden.
Durch die Stadt führen mehrere, kleine Bäche. Auf einer Informationstafel erfährt man, was es damit auf sich hat.
"Stadtbäche
Um 1320 wurde der Rischebach auf Anweisung von Herzog Rudolf I in die Stadt geleitet, um die Amtsmühle betreiben zu können. Als das Wasser Ende des 14. Jahrhunderts nicht mehr ausreichte, wurde zusätzlich der Faule Bach in die befestigte STadt geleitet. Brauer, Gerber und Färber nutzten die offenen Bäche ebenso wie Fischhändler, um ihre Waren frisch zu halten. Erst im Zuge der Entfestigung im 19. Jahrhundert wurden - nicht zuletzt aus hygienischen Gründen - die auch für Abwässer genutzten Bäche kanalisiert und abgedeckt. Ab 2002 erfolgte abschnittsweise die Wiedereröffnung der historischen Stadtbäche."
Das Renaissanceschloss, leider geschlossen.
Das nennt man wohl Kunst.
Auf geht es nach Leipzig. Unterwegs springt der Kilometerstand der Ape auf den nächsten Tausender um. 10 Jahre besitze ich sie nun schon und bin jeden Kilometer mit ihr selbst gefahren. Alle Züge, Zylinder, Kolben und sonstige wichtige Teile sind alle noch die ersten. Vollgas kennt die Ape immer noch nicht und wird sie auch nie kennen lernen. Das 2-Takt-Öl, manche Ape - Fahrer schwören ja auf teil- oder sogar vollsynthetisches, hat meine Ape noch nie bekommen. Das Öl ist immer das billigste, das ich gerade bekomme. Rund 70 Jahre alte Technik braucht keinen modernen Schnickschnack. Das muss einfach nur schmieren - und mehr nicht. Wer glaubt, mit teurem 2-Takt-Öl seine Ape verwöhnen zu müssen, der kann dies gern tun. Auf Grund meiner Erfahrung kann ich allerdings nur sagen, dass es nicht notwendig ist. Viel wichtiger ist es, den Motor nicht voll auszureizen. Meine Ape fühlt sich bei Geschwindigkeiten zwischen 45 und 50 km/h sauwohl. Und ich auch.
Will ich schneller fahren, dann nehme ich das Auto. Die Ape ist zum Entschleunigen, Spaß haben, sich die Gegend anschauen. Um schnell von A nach B zu kommen, dafür ist sie nicht gedacht.
Das einzige, das zwischendurch schon mal ein wenig Kopfzerbrechen macht, ist die Elektrik der Ape. Hinter dem Kabelbaum steckt keine Logik. Man kann nicht logisch vorgehen, um einen bestehenden Fehler zu reparieren. Suchen ist angesagt und immer wieder probieren. Irgendwann klappt es dann wieder.
Ich habe recht wenig Probleme mit der Ape. Ich behandel sie aber auch wie ein rohes Ei. Dass sie es so will, zeigt sie mir mit ihrer Zuverlässigkeit. Wenn ich da an frühere Zeiten denke; Fiat Ritmo, Citroen CX und Kia Sorento. Alle drei wurden auch pfleglich behandelt, waren aber der letzte Scheiß. Ich war froh, als ich diese Karren los war. Viel Geld für billigste und miese Qualität, aber top in der Unzuverlässigkeit. Aber, das ist nun ein anderes Thema...
Ich befinde mich grad irgendwo auf einer Nebenstraße, als ich an etwas vorbeifahre, was ich durch den starken Bewuchs am Straßenrand nicht sofort erkennen kann. Es sieht so aus, als befinde sich hier ein Lost Place. Anhalten, umdrehen, langsam ranpirschen. Und tatsächlich, ein riesiger und verlassener Bauernhof steht hier. Ich fahre also ganz auf den Hof.
Ein erster Überblick zeigt mir, dass einige Nebengebäude entweder offenstehen oder aber gar keine Tür mehr im Rahmen haben. Das könnte nun richtig interessant werden.
Die Eingangstür zum Haupthaus ist nur angelehnt und ich kann eintreten.
Auf dem Foto kommt es gar nicht so rüber, der Eingangsbereich aber wirkt durch seine Treppe sehr imposant. Der erste Eindruck sagt mir, dass hier noch keine Spinner waren, die die Wände durch Besprühen verschandeln. Auch scheint auf den ersten Blick nichts großartig beschädigt zu sein.
Endlich mal ein richtig großer Lost Place und das Schönste ist, er scheint sich wohl immer noch in dem Zustand zu befinden, wie er verlassen wurde. Das hier scheint wohl mal ein Gastraum gewesen zu sein. Vermutlich hatte man einen alten Bauernhof zu einer Gaststätte umgebaut und wie ich später sehen werde, auch Gästezimmer gehabt.
Die ehemalige Theke. Alles noch in einem guten Zustand. Wie lang das Gebäude schon leer steht, kann ich nicht herausfinden. Manchmal findet man dort alte Kalender oder Zeitungen. Aus denen kann man dann sehen, wann das betreffende Gebäude vermutlich zuletzt bewohnt war.
Die ehemalige Küche. Alles was hier mal an Geräten stand, wurde komplett ausgebaut. Zwar liegen hier auch einige Wandfliesen herum, das sieht mir aber nicht nach Vandalismus aus. Eher war man mit dem Abbau des entsprechenden Inventars nicht grad zimperlich.
Die schöne, alte Holztreppe, die nach oben führt.
Vermutlich eines von mehreren Gästezimmern.
Auf dieser Etage befinden sich noch mehrere Zimmer. Die nun aber alle zu zeigen, ist nicht so interessant wie das Umherstöbern hier selbst.
Über die nächste Treppe gehe ich zum Dachgeschoss.
Hier liegt alles Mögliche rum. Von Anweisungen wie man Tische eindeckt über handgeschriebene Rezepte für besondere Gerichte bis hin zu persönlichen Gegenständen, die man wohl beim Auszug nicht mehr brauchte.
Es sieht für mich so aus, dass man das Dachgeschoss in seinem ursprünglichen Zustand belassen hat.
Der uralte Sicherungskasten. Wahrscheinlich noch aus der DDR - Zeit.
Im Keller befand sich der Kühlraum. Auch hier wurde alles komplett ausgebaut.
Nach intensiver Besichtung des Hauptgebäudes geht es weiter zu den Nebengebäuden.
Ein Blick auf das Haupthaus.
Einer von einigen Ställen, in dem sich wohl früher irgendwelche größeren Tiere befanden. So wie es scheint, Pferde.
Vermutlich der ehemalige Kaninchenstall.
Ein weiteres Wohngebäude mit insgesamt drei kleinen Wohnungen. Hier lebte wohl mal das Personal des Hofs.
Eine der Garagen.
Im Inneren des kleinen Wohnhauses.
Der Flur. Von ihm gingen linksseitig die Wohnungen ab.
Wie es für mich aussieht, ein Toaster aus der DDR- Zeit.
Treppe zum Dachboden.
Das Sanitärgebäude.
Ich halte mich eine sehr lange Zeit hier auf, bevor die Reise weitergeht. Alles wird intensiv betrachtet und fotografiert. Wenn Häuser Geschichten erzählen könnten... Den Ort, wo dieses Gebäude steht, möchte ich nicht sagen. Wer mit dem Auto unterwegs ist, wird einfach dran vorbeifahren. Man erkennt von der Straße nicht, dass es sich hier um etwas Verlassenes handelt. Durch den starken Bewuchs bleibt der Blick von der Straße verborgen.
Selbst mit der Ape hatte ich nur einen kurzen Blick darauf und wäre fast dran vorbeigefahren. Leute aus der Nähe werden das Gebäude wohl kennen und es sich vielleicht schon angeschaut haben. Es gibt aber auch Menschen, die intensiv im Internet nach solchen Orten suchen. Wenn es sich dabei nur um Hobby - Fotografen handelt, ist ja auch nichts dagegen einzuwenden. Ein Freund von mir ist auch so ein intensiver Sucher, fährt manchmal Hunderte von Kilometern und macht die allerschönsten Fotos von derartigen Lost Places.
Es gibt aber auch die Art von Menschen, die solche Orte mit ihren Spraydosen versauen und ihre Schmierereien kunstvoll finden. Dann gibt es noch die total Verstrahlten, die alles nur kaputt machen und all das, was nicht niet- und nagelfest ist, rausreißen und mitnehmen oder einfach nur Spaß an ihrer Zerstörungswut haben. Solche Vögel interessiert es auch nicht, ob diese Lost Places umzäunt oder sogar verschlossen, zugemauert oder zugenagelt sind. Es wird einfach eingebrochen und fertig.
Ganz ungefährlich ist es nicht immer, wenn man solche Orte betritt. Diese sogenannten Lost Places stehen da und gammeln vor sich hin. Eigentlich sollte man sowas nicht allein betreten. Es besteht, je nach Zustand des Gebäudes, immer Einsturzgefahr. Stürzt man mal durch eine zusammenbrechende Decke eine Etage tiefer und liegt dort verletzt, kann es nach Örtlichkeit Tage dauern, bis man gefunden wird. Es ist also immer besser, wenn man mindestens zu Zweit unterwegs ist und Abstand zueinander hält.
Bei Lost Places handelt es sich nicht immer einfach nur um Wohnhäuser. Es gibt verlassene Schlösser und Burgen, Firmen, Schwimmbäder, Bahnhöfe, Krankenhäuser, etc.. Einfach alles. Man sollte aber immer die Regel beachten: wenn zu, dann zu.
Nachdem ich wieder auf der Hauptstraße bin, zeigt sich erneut blauer Himmel. Zwischendurch kamen ein paar Wolken auf. Es blieb aber trocken.
Bald ist Leipzig erreicht.
Hier war ich noch nicht und ich muss sagen, ich hätte auch nicht unbedingt hierhin gemusst.
Ein Einfamilienhaus mit 36 Einliegerwohnungen. Eigentlich nichts Besonderes, wer möchte schon in sowas wohnen ? Auf den zweiten Blick aber doch interessant. Da hat jemand Fantasie bewiesen und dieses Wohnklo in die Umgebung integeriert. Kunstvoll wurde die Bepflanzung im unteren Bereich des Hauses fortgesetzt.
Neben vielen riesigen Bauten...
... gibt es auch einige kleine, die man sich ganz gut ansehen kann.
Das hier ist aber Standard ...
... und aus dem Grund bin ich durch Leipzig einfach nur durchgefahren. Hier gibt es nichts zum Anhalten und Betrachten.
Plötzlich kommen ich durch eine Gegend, wo alles einfach nur zugemüllt und jeder Fleck mit Spraydosen beschmiert wurde. Es handelt sich um den Stadtteil Plagwitz.
Zwischendurch sieht man irgendwelche Gestalten, die entweder zugekifft oder aber total besoffen auf der Straße rumliegen. Der Rest von denen wird wahrscheinlich in irgendeiner Ecke vollgesifft seinen Rausch ausschlafen. An diesen Gestalten kann man immer noch die Evolution des Menschen erkennen. Es ist hier ganz klar erkennbar, dass der Mensch vom Affen abstammt. Es könnte aber auch ein anderes Tier gewesen sein.
Wieso muss linkes Gesocks die Gegend, in der es lebt, immer komplett verschandeln ? Irgendetwas ist bei denen schief gelaufen. Mein Vermutung ist ja immer noch, dass diese Art von Lebewesen nach der Geburt keinen Klapps auf den Po bekommen, sondern mit dem Kantholz direkt eins über den Schädel gezogen bekam. Im Nachhinein kann man sagen, es war ein Schlag ins Leere. Anders kann ich mir die Einstellung dieser Idioten nicht erklären.
Wohin man auch schaut, alles ist kaputt und verschmiert.
Gegen Abend zeigt sich dann genau das Gegenteil von dem, was ich in Leipzig gesehen habe. Ein schöner Sonnenuntergang. Es wird Zeit, eine Übernachtungsstelle zu finden.
In Naumburg an der Saale werde ich fündig. In einer kleinen Nebenstraße finde ich eine ruhige Möglichkeit zum Schlafen.
Gefahrene Kilometer: 240
Dienstag, 18. Mai 2021
Es ist 07:30 Uhr und somit Zeit, den Tag zu beginnen. Es war eine wunderbare Nacht. Ruhe, Tiefschlaf, die reinste Erholung. Bevor auch nur irgendwas gemacht wird, muss ich erst einen Kaffee haben. Da meine Ape alles beinhaltet, was man zum Reisen braucht, kocht ruckzuck das Wasser und der erste Schluck ist getan. Dazu eine Zigarette. In einer Hand die Tasse und in der anderen den Glimmstengel, schau ich mir erst mal an, wo ich gestern Abend überhaupt gelandet bin. Ich parke direkt zwischen einer Kleingartenanlage und einer Schule. Dass sich heute Morgen der Parkplatz mit Autos gefüllt hat, davon habe ich gar nichts mitbekommen.
Wie jeden Morgen, wird die Dusche aufgebaut. Heckklappe auf Waagerecht stellen, den Vorhang daran klammern, Wasser erwärmen, die 12 Volt Dusche anschließen und einer ausgiebigen Berieselung steht nichts mehr im Wege.
Beide Gaskocher sind schon so einige Jährchen alt. Einer davon ist heute Morgen der Auffassung, dass er mal eben in Flammen aufgehen muss. Da ich immer dabei stehe, wenn die Kocher an sind, war der brennende schnell ausgeschaltet. Repariert wird da nichts. An Gasgeräten fummelt man nicht rum. Ansonsten könnte es irgendwann einen Knall geben. Ich werde das Teil wegwerfen und einen neuen kaufen.
Damit nicht Kinder oder irgendjemand anderes das Teil aus dem Müll holt, in Betrieb setzt und ein Unglück passiert, habe ich den Gaskocher komplett zerlegt und beim weiteren Verlauf der Reise an verschiedenen Stellen mal immer wieder ein Teil in einen Mülleimer geworfen.
Nach dem Frühstück und Aufräumen der Ape geht es in die Stadt. Aufräumen ist jeden Morgen angesagt. Alles kommt wieder an seinen bestimmten Platz. Vor allem die Gaskocher und Ersatzflaschen wechseln morgens und abends regelmäßig ihre Position. Während der Fahrt befinden sich diese Teile im Kasten, vor dem Schlafen kommen sie nach vorn in die Kabine.
Es ist mir ein Mal in Cochem passiert, dass ich beim Duschen plötzlich ein Zischen vernahm von einem Gaskocher. Das Ding wurde einfach so mal eben undicht und das Gas strömte aus. Das brauche ich nicht nachts haben, wenn ich tief und fest penne. Das könnte dann ein sehr langer Schlaf werden.
Obwohl beide Teile Deutschlands schon Jahrzehnte vereint sind, findet man immer noch Zeugen der ehemaligen DDR. Immer wieder, und zwar in jeder Ecke die ich bisher in Ostdeutschland war, stehen alte, verlassene Häuser aus der damaligen Zeit. Auf einer früheren Reise durch Ostdeutschland erklärte mir mal jemand, dass auch nach so langer Zeit die Eigentumsverhältnisse nicht immer festzustellen sind. Bevor man also etwas abreißt und an dieser Stelle etwas Neues aufbaut, belässt man alles so. Es könnte ja plötzlich doch noch jemand kommen und dann ist Stress vorprogrammiert.
Wie so oft hier im Osten, krasse Gegensätze. Einerseits immer wieder diese Ruinen, andererseits sehr schöne, komplett renovierte Häuser.
Obwohl alles erneuert und hübsch gemacht wurde, behielt man den ehemaligen Stil doch bei. In verschiedenen Farben modern gestrichene Häuser mit ihren alten Fassade, Kopfsteinpflaster, optisch alte Laternen mit LED. So gefällt mir das.
Der Naumburger Dom, leider verschlossen wegen Corona.
Kein Haus gleicht hier dem anderen. Jedes in einer anderen Farbe mit unterschiedlichen Fassaden. Und genau deshalb wirkt diese Stadt so schön.
Ich schlender durch die fast leere Innenstadt.
Es zeigen sich zwar ein paar Wolken, es bleibt aber trocken und warm. Das Wetter ist bei dieser Reise sowieso einmalig. In anderen Teilen Deutschlands geht gerade die Welt unter, wie zu Hause zum Beispiel. Dort regnet es täglich in Strömen. Das macht mir hier aber nichts aus....
Die Wenzelskirche, geöffnet !
Für eine evangelische Kirche recht pompös. Normalerweise sind die immer etwas schlichter.
In einer Bank sitzt jemand und flippert in seinem Handy rum. Ich dachte erst, irgendein Tourist. Es war aber jemand von dieser Gemeinde. Beim Betrachten der Kirche komme ich an ihm vorbei und mache den Fehler ihn zu grüßen. Er grüßt zurück und ist der Auffassung mir direkt ein Kotlett ans Ohr quatschen zu müssen. Erzählt mir die Geschichte der Kirche, Reparatur der Orgel und alles, was mich absolut nicht interessiert. Ich will nur schauen, mehr nicht.
Und dann dieses besonnene, ruhige, hypnotisierende und fast einschläfernde Gelaber in immer derselben Tonlage, den immer diese Kirchenfuzzis haben. Mir wäre das Frühstück bald hochbekommen. Ich wollte aber nicht unhöflich sein und stellte die Ohren überwiegend auf Durchzug, setzte aber einen interessierten Blick auf und dachte an den flammenden Gaskocher. Glück gehabt, dass ich dabei stand und die Ape nicht abgefackelt ist. Wie so ein alter Leierkasten spulte diese Gestalt sein Programm ab, das er wohl täglich zig Mal erzählt. Etwas anderes wird der wohl nie gelernt haben. Einen Knopf zum Abstellen habe ich an diesem monton labernden Roboter nicht gefunden. Was für ein Hirni ! Irgendwann sage ich einfach tschüss und schaue mich weiter um. Ich weiß gar nicht, ob ich das nun sage, als er grad mitten im Satz ist oder nicht. Das ist mir auch egal. Ich höre da grad absolut nicht zu. Der Typ nervt mich mit seinem Gequatsche.
Das Innere der Kirche ist sehr schön gemacht.
Wieder draußen angelangt, gehe ich noch ein Runde durch die Stadt und ein wohltuender Geruch erreicht meine Nase, die das direkt an den Magen weiterleitet. Irgendwo grillt hier einer.
Im weiteren Verlauf treffe ich dann den Grillmeister und bestell direkt eine Thüringer Bratwurst. Sehr schmackhaft ist die. Der Mann versteht sein Werk.
Nach Besichtigung der Stadt geht es weiter in Richtung Weimar.
Das Wetter spielt mit wie all die Tage bisher. Es dauert gar nicht lang und ich stehe am Ortseingangsschild von Weimar.
Ich habe zwei Ziele hier. Einerseits die Besichtigung der Stadt selbst und andererseits die Besichtigung der Gedenkstätte Buchenwald, ein ehemaliges Konzentrationslager. Ich ziehe es vor, mir zuerst die Gedenkstätte anzuschauen. Für den weiteren Verlauf der Reise ist es für die Seele vielleicht besser, wenn man sich zuerst etwas Schreckliches und dann etwas Schönes anschaut . Wer weiß, was ich da wieder zu sehen kriege und dann ist es vermutlich besser schlimme, durch den Kopf kreisende Bilder, durch andere zu überdecken. Um es vorweg zu nehmen, es ist die richtige Entscheidung.
Kurz darauf komme ich dort auch an.
Von der Hauptstraße führt eine sogenannte Blutstraße zum Konzentrationslager. Der Begriff " Blutstraße" stammt von den Menschen, den Häftlingen, die diese fünf Kilometer lange Zufahrt von Mitte 1938 bis Spätherbst 1939 bauen mussten. Sie wurden hierbei von der SS brutal und völlig rücksichtslos zum Arbeiten angetrieben. Ein Teil dieser Betonstraße ist noch im originalen Zustand.
Es ist bedrückend, diese Straße nun zu befahren. Man fährt sich eine Sache anschauen, in der Menschen vor langer Zeit auf unmenschlichste Art und Weise behandelt wurden und der Weg dorthin ist von diesen Menschen selbst gebaut worden. Auf den Weg dorthin frage ich mich, was allein schon auf diesem Teilstück hier so alles an Brutalität passiert sei. Vielleicht liegen sogar noch irgendwelche Gebeine in diesem Waldstück hier, weil derjenige körperlich einfach nicht mehr arbeiten konnte und deswegen erschlagen oder erschossen und einfach liegen gelassen wurde.
Selbst der Himmel beginnt grad zu weinen in Form von Regen, als ich diese Blutstraße befahre.
Der Glockenturm, das Symbol für Freiheit und Licht.
Eine Grafik des Konzentrationslagers Buchenwald.
Im Frühjahr 1943 mussten KZ-Häftlinge innerhalb von nur drei Monaten die zehn Kilometer lange Bahnlinie zwischen Weimar-Schöndorf und Buchenwald bauen. Sie diente zunächst der Versorgung des Rüstungswerks.
Seit Anfang 1944 wurden 100.000 Häftlinge in zum Teil offenen Güerwaggons auf diesen Gleisen transportiert. Aus ganz Europa wurden sie ins KZ Buchenwald und von dort aus zur Zwangsarbeit in eines der Außenlager gebracht.
Von Buchenwald starteten auch Vernichtungstransporte mit Kindern und kranken Häftlingen nach Ausschwitz, wo sie ermordet wurden. Als die SS die Lager im Osten räumte, gingen Massentransporte nach Buchenwald. Viele Häftlinge waren bei der Ankunft bereits tot.
In diesem Bereich, den die Natur sich zurückgeholt hat, befanden sich Truppengaragen der SS.
Ehemalige Gebäude sind durch einen gemauerten Rahmen symbolisch dargestellt.
Stufen zu ehemaligen Gebäuden.
Die Blutstraße nimmt irgendwie gar kein Ende.
Der Parklplatz mit ehemaligen Gebäuden aus der NS-Zeit.
Der Carachoweg
Es war der direkte Zugang von der Straße oder dem Bahnhof zum Häftlingslager. An ihm mündeten wichtige Institutionen der Lagerverwaltung.
Da steh ich nun vor: das Tor des Todes.
Für viele Menschen wird dieses Tor nur ein Eingang bleiben. Ein Mal durchschritten, gibt es Zurück mehr als freier Mensch. Der Tod hinter diesem Tor ist bestimmt und er wird garantiert eintreffen. Für die nächste Zeit ist er der immer daneben stehende Begleiter. Er kann schon in den nächsten Minuten die Hand ausstrecken, vielleicht aber auch erst in ein paar Stunden oder Tagen. Auf jeden Fall aber wird er dies nach spätestens drei Monaten tun. Denn niemand, der hier gefangen gehalten wird, hat eine Überlebenschance von mehr als drei Monate. Dann ist die Seele gebrochen, der Körper bis auf´s Letzte geschunden und ausgemergelt, der Überlebenswille nicht mehr vorhanden. Der Tod ist dann nicht nur mehr Begleiter, er ist Kamerad und Freund. Er ist die Erlösung.
Allein schon dieser Spruch "Jedem das Seine". Man bekommt eine kalte Wut wegen dieser Art von Zynismus. So wie er von den Nazis gemeint war, so wurde er auch von den Gefangenen aufgefasst. Die Arbeit in diesem Gefangenenlager war auf Vernichtung angelegt.
Der Gefangene hatte zu arbeiten bis er tot war. Die Art der Unterbringung war katastrophal, Hygiene gab es nicht, die Ernährung war minderwertige Pampe. Das Essen bestand morgens aus einer scheußlich schmeckenden Brühe. Zu trinken gab es einen sog. Tee oder Kaffee, was allerdings nur ein Aufguss aus Kräutern oder Ersatzkaffee war. Mittags gab es eine Suppe, die viel Wasser, aber kaum Fleisch, Fett oder Gemüse enthielt. Die Arbeitskommandos, die außerhalb des Lagers arbeiteten, bekamen das erst abends. Die Essenration am Abend bestand aus einem kleinen Stück Brot. Dazu gab es etwas Wurst, Margarine, Marmelade oder Quark. Das Ausgeteilte war aber oftmals schon alt und schimmelig, das Brot häufig sauer und schwer verdaulich. Viele Lebensmittel waren zudem zusätzlich fettreduziert.
Die Gefangenen, die zur Schwerstarbeit gezwungen wurden, erhielten maximal 2.150 Kalorien. Die, die leichtere Arbeiten verrichten mussten, bekamen maximal 1.700 Kalorien täglich zugeführt. Für die Tätigkeiten, die die Gefangenen zu verrichten hatten, war dies viel zu wenig. Zum Leben lieferte die Nahrung viel zu wenig, zum sofortigen Sterben zu viel. Der langsame Hungertod war also vorgrammiert.
War man krank, dann hatte man auch zu arbeiten. Dabei war es völlig gleichgültig, welche Art von Krankheit man hatte. Konnte man in diesem Zustand noch arbeiten, dann musste man das. War man schwer krank, so dass man nichts mehr tun konnte, dann wurde man ermordet. Der Gefangene wurde nicht als Mensch angesehen, er war nur eine Sache für eine Aufgabe. War er tot, dann wurde er einfach durch einen anderen ersetzt. Bis auch dieser tot war.
Zu lesen ist dieser Spruch von der Innenseite des Gefangenenlagers. Tritt man von außen ans Tor, zeigt er sich in Spiegelschrift. Die Gefangenen sollten ihn also von ihrer Seite aus immer lesen können. Zur damaligen Zeit war dieses Tor weiß und die Inschrift rot gestrichen.
Der Spruch Jedem das Seine bedeutet soviel, dass jeder Mensch den Lohn bekommt, den er verdient hat. Nach Auffassung der Nazis also ist der Lohn der Gefangenen der Tod durch Arbeit. Nur dafür sind sie hier. Die geschätzte Anzahl der hier Ermordeten beläuft sich auf etwa 56.000 Menschen für die Zeit von 1937 bis 1945.
Es gab an den Toren der Konzentrationslager aber nicht nur den Spruch Jedem das Seine. Auch Arbeit macht frei prangerte an deren Eingang. Ursprünglich waren es harmlose Sinnsprüche, die von den Nazis aber zur zynischen Verhöhnung der Häftlinge verwendet wurden.
Jedem das Seine
hat den Ursprung in einem Zitat von dem römischen Dichter und Staatsmann Marcus Tullius Cicero, der von 106 bis 43 v. Chr. lebte. Justitia suum cuique distribuit (die Gerechtigkeit teilt jedem das Seine zu). Von den preussischen Königen wurde er als Wahrspruch in suum cuique gekürzt, woraus dann Jedem das Seine wurde. Dieser Spruch schmückte als Inschrift den 1701 von Friedrich dem Großen gestifteten "Hohen Orden vom Schwarzen Adler".
Arbeit macht frei
war der erste Schriftzug den die Nazis am Haupttor verwendeten. Das war am 22. März 1933 zur Eröffnung des Konzentrationslagers Dachau bei München, zwei Monate nach der Machtergreifung Hitlers. Arbeit macht frei war der Titel eines Romans von dem Schriftsteller Lorenz Diefenbach, den er 1873 veröffentlichte. Der Roman handelt von einem notorischen Spieler und Betrüger, der durch geregelte Arbeit geläutert und gebessert wird. Ob die Nazis allerdings auf Grund dieses Romans ihren zynischen Spruch verwendeten, ist nicht sicher.
Beim Durchschreiten des Tores bleibe ich zunächst stehen. Mein Blick schweift über dieses riesige Gelände. Ehemalige Gebäude, in denen die Menschen gefangen gehalten wurden, sind heute nicht mehr vorhanden. An ihrer Stelle befinden sich andeutungsweise gemauerte Fundamente. Der Platz vor mir wird wohl der Appellplatz gewesen sein, auf dem die Gefangenen regelmäßig antreten mussten. Dabei spielte es keine Rolle ob die Sonne schien, es regnete oder schneite. Auch war es völlig egal, ob Plus- oder Minusgrade herrschten. Ihre Kleidung bestand aus einem Sträflingsanzug, der oftmals aber durch das Arbeiten zerfetzt war. Einen neuen gab es nicht. Glück hatte, der noch Schuhe besaß. Wer seine Kleidung verschlissen hatte, der bekam keine neue. Lang trug er sie sowieso nicht, dann war er tot.
Und als ob der Himmel ebenfalls bedrückt ist durch diese Örtlichkeit, fängt es an zu regnen. Und wie ! Es gießt aus Eimern. Und ich stehe da schützend unter der Überdachung direkt hinter dem Tor mit diesem gemeinen Spruch in sommerlicher Kleidung ohne Schirm. Es war ja bisher warm und der Himmel blau. Dass er sich so plötzlich zuzog, habe ich gar nicht bemerkt.
Nun stehe ich da und mir gehen Bilder durch den Kopf, welches Elend sich hier wohl vor Jahrzehnten abgespielt haben mag. Begreifen und nachvollziehen kann das sowieso kein normal denkender Mensch. Ich finde diesen Ort belastend. Ich fand bisher jedes Konzentrationslager seelisch belastend das ich besucht habe. Das Wissen, was damals alles geschah, lässt einen traurig werden. Glücklicherweise kenne ich niemanden der dort aktiv tätig war oder aber dort ermordet wurde. Trotzdem habe ich einen Hass gegen diese Mörder und Mitleid mit den Menschen, die ermordet wurden. Und nun stehe ich erneut an so einem Ort des Verbrechens.
Ich habe schon so viele Filme über das gesehen, was die Nazis mit ihren Opfern gemacht haben und ich habe oft Stunden im Internet nachgelesen. Zur Zeit lese ich das Buch Briefe aus der Hölle. Ich kann aber immer nur ein paar Seiten lesen. Dann bin ich geschafft und fertig. Es ist zu nervenaufreibend und unmenschlich. Danach muss ich dann etwas anderes tun und mich ablenken. Das Buch ist genau das was der Titel sagt - die Hölle.
Der Appellplatz
Der Regen wird nicht schwächer. Die Gefangenen mussten damals bei diesem Wetter auch draußen stehen und / oder schwer arbeiten. Die Nazis hat es nicht interessiert. Ich latsche einfach los und bin nach zehn Schritten schon komplett durchnässt. Es ist mir egal.
Das Krematorium
Angesichts wachsender Totenzahlen ließ die SS 1940 ein Krematorium errichten und 1942 ausbauen. Die Erfurter Firma Topf & Söhne entwickelte und lieferte die Verbrennungsöfen. Im Leichenkeller des Gebäudes wurden etwa 1.000 Menschen stranguliert. Man sparte sich einfach die Munition und erhängte die Leute an einem in der Wand eingelassenen Haken. Der zum Tod Verurteilte wusste genau was ihm in den nächsten Minuten geschehen wird, wenn er dorthin geführt wurde. Ihm wurde ein Strick um den Hals gelegt und das andere Ende wurde am Haken befestigt. Entweder stand er dabei auf einer Kiste oder Stuhl und ein Tritt dagegen durch einen Nazi ließ ihn nach unten fallen, so dass er durch die sich zuziehende Schlinge erstickte oder aber man hob ihn hoch und sah dann zu, wie er qualvoll zu Tode kam. Anschließend wurde der Leichnam in den Ofen gesteckt und verbrannt.
Aus Informationen über Ausschwitz weiß ich, dass Menschen auch lebend in die Verbrennungsöfen gesteckt wurden. Wenn dort mal kein Gas zum vorherigen Töten vorhanden war. Ich glaube nicht, dass auch hier alle armen Kreaturen wirklich erst getötet wurden vor dem Verbrennen. Die Nazis waren einfach keine Menschen. Ich traue diesen Bestien alles zu.
Das Foto einer Tafel wie es hier zur NS-Zeit aussah.
Die äußere "Sicherung" des Geländes, der sog. Lagerzaun. Gebaut wurde er 1937 / 1938. Der mit 380 Volt geladene elektrische Zaun umschloss das Lager. Er war nur an drei Toren passierbar und verband die 23 Wachttürme zu einem tödlichen Sicherungssystem. Vor zufälligen Berührungen des elektrischen Zauns schütze sich die SS durch einen Abstandsdraht entlang des Postenweges.
Meine persönliche Meinung:
Ich weiß nicht warum, aber als ich diesen unüberwindbaren Zaun sehe, fällt mir die ehemalige Grenze der DDR zur Bundesrepublik Deutschland in Hötensleben ein. Wachttürme, damit man alles gut überblicken kann. Elektrischer Zaun, damit der Flüchtende dort durch Stromschlag sofort getötet wird. Geschossen auf Flüchtige wurde sowohl von Nazis als auch von den DDR-Knechten.
Der einzige Unterschied war doch nur der, dass der Gefangene hier im Konzentrationslager zum Arbeiten bis zum Tod verurteilt war. In der damaligen DDR war der Mensch auch nur ein Gefangener, ein lebender Toter. Man musste das machen, was von oben verlangt wurde. Hier im Lager auch. Versuchte man das zugeteilte Territorium zu verlassen, dann wurde man ermordet. Entweder kam man durch einen elektrischen Zaun um oder aber man wurde kaltblütig erschossen. Ein Konzentrationslager und die ehemalige DDR haben also so einige Gemeinsamkeiten. Menschen einsperren, sie für sich nutzen und wenn sie aus diesem Martyrium flüchten wollen - töten.
Dass noch so einige von diesen alten DDR-Köpfen die Nachfolgepartei der SED, Die Linken wählen, stößt bei mir auf absolutes Unverständnis. Kein Schwein wählt seinen eigenen Metzger. Das wäre ja genauso, als wenn Nachkommen von Opfern, die von den Nazis brutal misshandelt und ermordet wurden, heute die AfD wählen würden.
Wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung und dazu stehe ich.
Das Krematorium, davor ein Pfahl und Karren.
Der Pfahl war ein Straf-, der Karren ein Arbeitsmittel.
Mit dem Karren mussten die Gefangenen die Steine aus dem Steinbruch transportieren. Der Pfahl diente dazu, einen Gefangenen mit rückwärts zusammengebundenen Händen aufzuhängen. Beide Teile sind dem Original nachempfunden.
Das Krematorium ist geschlossen, Corona. Durch das Seitenfenster eines direkt anbindenden kleinen Nebengebäudes kann man aber in einen Raum schauen.
Hier befand sich früher die Latrine. Heute beherbergt das Gebäude den Nachbau einer Erschießungsanlage im „Pferdestall".
In einem ehemaligen Pferdestall, westlich des Lagerzauns, wurden ab Herbst 1941 bis 1943/44 etwa 8.000 sowjetische Kriegsgefangene durch Genickschuss ermordet. Der Abtranport der Leichname zum Krematorium erfolgte in verzinkten Behältern. Der „Pferdestall" wurde nach 1945 abgerissen. Ehemalige Häftlinge bauten Mitte der 50er Jahre Teile der Inneneinrichtung nach und installierten sie in der ehemaligen Latrine.
Ein Hinweis darauf, dass sich an dieser Abgrenzung früher der Block 5 des Lagers befand.
Eine Gedenktafel mit Inschrift. Ihr Inhalt lautet:
Niemand nahm Abschied
Niemand errichtete ein Kreuz oder einen Stein
Doch ihr lebt
Solange Menschen sich eurer erinnern.
Den mehr als 27.000 Frauen und Mädchen aus über 30 Ländern
1944 und 1945 als Häftlinge in 27 Außenlagern des KZ Buchenwald
zur Sklavenarbeit gezwungene Opfer nationalsozialistischer Gewalt
und der Todesmärsche
Non omnis moriar
(Ich werde nicht sterben)
Einer der vielen Wachttürme
Das Konzentrationslager Buchenwald hatte in der Außenanlage sogar einen Zoo zu bieten. Hier der Nachbau des Bärengeheges.
Ein originales Foto von 1938
Ich befinde mich auf dem Rückweg zu meiner Ape und sehe in einem Nebengebäude das Modell des ehemaligers Konzentrationslagers Buchenwald.
Auf mich hat auch dieses Konzentrationslager wieder ein Mal nicht grad gut für die Seele eingewirkt. Es ist nicht einfach an einem Ort zu sein, an dem so viele Menschen ihren meist langsamen, qualvollen Tod fanden. Man darf gar nicht darüber nachdenken, dass man vielleicht beim Rundgang in die Fußstapfen eines zum Tod Verurteilten getreten ist oder aber an einer Stelle stand, an der jemand erschossen oder tot geprügelt wurde.
Ich fahre mit meiner Ape ein Stück zurück und parke nicht unweit des Glockenturms an einer Bushaltestelle ein. Es wird Zeit zum Essen machen. Obwohl die Sonne wieder am Himmel steht, nutze ich die Möglichkeit und stell die Ape hinter einer Wand der Bushaltestelle ab. So sieht mich nicht sofort jeder. Ein paar Leute laufen hier herum. In der Regel brauche ich nur kurz irgendwo mit der Ape zu stehen und werde angesprochen. Gerade natürlich dann, wenn ich das Geschirr auffahre und mir Essen zubereite.
Ich möchte jetzt aber mit niemand reden. Mir ist nicht danach. Ich möchte einfach nur allein sein und meine Ruhe haben. Ich muss erst einmal die Eindrücke von eben verarbeiten und dazu brauche ich kein Gequatsche mit irgendwelchen fremden Leuten.
Ich hau mir Fleisch in die Pfanne und koche Kartoffeln. Das benutzte Einweggeschirr und die restlichen Teile des defekten Gaskochers entsorge ich in einem neben der Haltestelle stehenden Abfalleimer.
Nach dem Essen fahre ich nach Weimar.
Ein scheinbar besetztes Haus von linken Idioten. Selbstverständlich mit sinnlosen Kritzeleien verschmiert
Es ist ja so die typische Art dieses arbeitsscheuen Gesindes, leer stehende Häuser einfach zu besetzen, zu demolieren und es als ihres anzusehen. Miete zahlen diese Halbaffen sowieso nicht. Würden solche Gestalten eines meiner Häuser besetzen, dann täten sie das für genau 60 Sekunden. Dann gäbe es eine Aktion, die nicht nur in Deutschland in den Nachrichten laufen würde....
Wenn man mit der Ape schon mal falsch abbiegt und plötzlich in einem Bereich landet, der für KfZ gesperrt ist, aber trotzdem weiterfährt, dann regt sich auch niemand darüber auf. Ganz im Gegenteil. Man macht Platz und grüßt den Ape-Fahrer noch freundlich. Mit einem normalen Auto völlig undenkbar.
Ein paar Eindrücke von Weimar:
Weimar ist eine sehr schöne Stadt mit faszinierenden und zum Teil alten, sehr schön hergerichteten Gebäuden. Pandemiebedingt ist aber auch hier nicht viel los und die Sehenswürdigkeiten sind alle geschlossen.
Der Weg führt mich weiter nach Erfurt. Zu fahren sind nur ca. 25 Kilometer. Dort angekommen, stelle ich die Ape ab und laufe zur Altstadt. Das ist der schönste Teil von Erfurt.
Die Geschäfte sind natürlich auch hier geschlossen. Leider auch die Gastronomie. Schade, dass man sich nicht irgendwo hinsetzen und etwas zu sich nehmen kann. Der Virus hat überall zugeschlagen. Ich werde aber heute ganz bestimmt nicht das letzte Mal in Erfurt gewesen sein.
Dass ich weder Museen noch sonstige interessante Sehenswürdigkeiten anschauen kann und Gastronomie geschlossen ist, das war mir ja auch vor der Fahrt klar. Selbst wenn ein Restaurant geöffnet hätte, würde ich mich unter den grad herrschenden Umständen sowieso nicht dort reinsetzen und etwas essen. Wer weiß, neben welchem Seuchenvogel man da grad Platz genommen hat. Womöglich infiziert der mich dann noch. Ich bin zwar schon geimpft, trotzdem verhalte ich mich vorsichtig und zurückhaltend anderen, vor allem fremden Menschen, gegenüber.
Nach einem Spaziergang und Anschauen der Altstadt Erfurt fahre ich weiter in Richtung Gotha.
Als ich durch einen sehr kleinen Vorort von Erfurt fahre, um mal zu sehen, ob man sich hier irgendwo zum Übernachten hinstellen könnte, habe ich die Möglichkeit meine Kanister für Duschwasser auf eine sehr altertümliche Art aufzufüllen.
Hier eignet sich aber keine Stelle zum Pennen. Weiter geht die Suche. Ich fahre weiter in Richtung Gotha. Vielleicht finde ich dort was.
Es wird schon Abend und langsam verschwindet die Sonne.
In Gotha angekommen, regnet es. Seltsamerweise finde ich nichts an Örtlichkeit, wo ich in Ruhe schlafen könnte. Irgendwann habe ich die Faxen dicke und fahre in ein Parkhaus. Ich fahre bis ganz nach oben zum letzten überdachten Teil, stelle meine Ape in die hinterste Ecke und schlafe schnell ein.
Gefahrene Kilometer: 160
Mittwoch, 19. Mai 2021
Um 06:15 Uhr ist die Nacht um und wieder scheint die Sonne. Mit dem Wetter habe ich echt Glück. Nach dem Frühstück und der Dusche möchte ich das Parkhaus verlassen. Das ist leichter gesagt als getan.
Ich werfe meinen Chip in den Automaten zum Bezahlen, löhne 9 Euro für die Übernachtung, fahre mit dem Chip anschließend zur Schranke, werfe ihn auch hier ein – es passiert nichts. Die Schranke bleibt unten. Rückgabeknopf gedrückt, Chip erneut eingeworfen – wieder nichts ! Diese Prozedur wiederhole ich noch drei Mal. Das Ergebnis bleibt.
Ich fahre an die Seite und bin gespannt, ob die anderen Leute auch so ein Pech haben. Aber nein, bei denen funktioniert es. Neuer Versuch mit dem gleichen Misserfolg. Ich bin gefangen. Wieder Platz machen und verzweifeln. Ich überlege, ob ich einen Hammer mit habe, mit dem ich den Automaten überzeugen kann, dass ich ordnungsgemäß meine Gebühr bezahlt habe und einfach nur das Parkhaus verlassen möchte.
Kameras sind hier keine, die Hammer-Idee könnte klappen. Es kommen aber immer wieder neue Autos rein oder fahren raus und zeigen mir wie einfach es ist, ein Parkhaus zu verlassen. Die Idee mit dem Hammer verwerfe ich, ein kräftiger Tritt könnte vielleicht auch reichen.
Ich entscheide mich aber dazu, den Notknopf an dem Automaten zu drücken und es meldet sich am anderen Ende tatsächlich jemand. Ich erkläre meine Situation und man verspricht mir, dass jemand kommen wird. Das kann aber dauern. Gut ist, dass ich in Parkhäusern an den Bezahlautomat immer den Knopf für die Quittung drücke. So habe ich immer den Beweis, dass ich auch wirklich bezahlt habe, falls der Schrankenautomat mal den Chip oder das Ticket futtert und es passiert nichts. Es ist noch nie vorgekommen, heute aber ja.
Ich warte geduldig in meiner Ape sitzend, rauche eine Zichte und beobachte das Schauspiel der sich öffnenden und schließenden Schranke, wenn andere das Parkhaus verlassen. Nachdem ich die Zigarette geraucht habe, fasse ich den Entschluss zu einem erneuten Versuch. Mittlerweile ist schon eine knappe halbe Stunde vergangen und vom Team „Versteckte Kamera“ ließ sich bisher keiner blicken. Die Situation ist also real.
Ich nehme neuen Anlauf in der Ausfahrt, werfe den Chip ein und die Schranke öffnet sich. Nun aber flott raus hier !
Es kann nur ein guter Tag werden, wenn er schon so chaotisch beginnt.
In einer Seitenstraße finde ich nach langer Sucherei endlich einen Parkplatz. Die Beschilderung ist aber ein bisschen außergewöhnlich. Hier steht ein Parkautomat mit einem Zusatzschild oberhalb des Automaten, an welchen Tagen man ihn zu welchen Zeiten benutzen muss. Der Automat selbst ist zugehängt, das für ihn geltende Schild aber nicht.
An einem anderen Pfosten steht ein Schild, dass Bewohner mit bestimmten Ausweisen hier parken dürfen. Darf ich hier nun parken, oder nicht ? Ein bisschen verwirrend das Ganze. Wenn Parkscheinautomat defekt, dann ist die Parkscheibe zu nutzen, was ich letztendlich auch mache.
Ich gehe in die Stadt.
Momentan ist die Innenstadt von Gotha eine riesige Baustelle. Wenn das, was gemacht werden soll, genauso wird wie das was schon fertig ist, dann wird es eine Augenweide.
Die Arbeiter sind kräftig damit beschäftigt, dass alles fertig wird. Ein Schild besagt, dass es Ende diesen Jahres soweit sein soll. So, wie die reinklotzen, scheint es Wirklichkeit zu werden. Wie die Ameisen malochen die.
Ich gehe noch ein Stück weiter und muss sagen, dass Gotha eine sehr schöne Innenstadt hat. Natürlich ist auch hier nicht so viel los. Wie in allen anderen Städten bisher auch.
Ich sehe eine kleine Kirche und möchte sie besichtigen.
Es handelt sich um die Margarethenkirche. Sie ist eine romanische Kirche, die 1064 das erste Mal erwähnt wurde. 1494 bis 1543 wurde sie zur gotischen Hallenkirche umgebaut. Seit 1524 aber ist sie eine evangelische Kirche. Durch Stadtbrände in den Jahren 1632 und 1646 wurde ihr Inneres komplett zerstört und 1652 alles wieder aufgebaut. Von 1725 bis 1727 fand der Umbau zur barocken Kirche statt.
Die Kirche beinhaltet eine Begräbnisstätte. Und zwar die des Herzog Ernst dem Frommen und seiner Familie. Der Herzog lebte von 1601 bis 1675.
1944 wurde die Kirche durch eine Luftmine stark beschädigt. Der Wiederaufbau zog sich von 1952 bis 1961 hin. ( DDR-Zeit, wohl kein Material da ). 1989 bis 1991 fand eine grundlegende Renovierung statt (Grenzöffnung, der Westen hat bezahlt).
Diese kleine Kirche hat also schon so einige Abenteuer hinter sich. Es hat sich aber gelohnt.
Man darf sie momentan nur durch den Seiteneingang betreten. Das macht ja nichts. Hauptsache ist, dass sie überhaupt geöffnet ist.
Das Innere ist schlicht, aber schön. Vielleicht aber auch gerade deshalb schön.
Bei dem Hauptbewohner hier, der dem diese Kirche gewidmet ist, beschwere ich mich über die Parkhausaktion heute Morgen. Ob er mich erhört, kann ich nicht feststellen.
Ich gehe noch ein bisschen durch die Stadt.
Bei der Rückkehr zur Ape muss ich feststellen, dass die Beschwerde in der Kirche bei Herrn Jesus sich gelohnt hat. Jetzt hab ich auch noch ein Ticket wegen unerlaubtem Parken an der Ape kleben ! Der heutige Tag ist bisher also ein voller Erfolg. Mal schauen, was noch so kommen wird.
Die Reise geht nun weiter in Richtung Eisenach. Die Wartburg lautet das Ziel.
Auch in Trügleben das typische Bild hier. Im Osten scheint sehr viel Raps angebaut zu werden. Überall ist diese gelbe Farbe zu sehen.
In Hörselberg-Hainich dasselbe.
Ich nähere mich einem kleinen Dorf namens Kälberfeld. Hier stehen wirklich nur ein paar Häuser. Die Kirche aber überragt hier alles. Nicht nur, dass sie sehr schön ist von ihrem Stil her. Sie steht zudem auf einer Erhöhung, überragt dadurch alles und ist schon von Weitem zu sehen.
Der Friedhof des Dorfs grenzt direkt an die Kirche. Stark bewohnt ist er aber nicht.
Es ist nicht mehr weit zu fahren und ich erreiche Eisenach.
Was sich mir zeigt ist ein kleines, schönes Städtchen mit alten, aber renovierten Häusern. Alles ist sehr sauber und gepflegt.
Die Wartburg
Sie wurde 1067 von Ludwig dem Springer gegründet. Ihre Bedeutung in der deutschen Geschichte,
Zitat aus Wikipedia:
"Wie kaum eine andere Burg Deutschlands ist die Wartburg mit der Geschichte Deutschlands verbunden. 1211 bis 1227 lebte die später heiliggesprochene Elisabeth von Thüringen auf der Burg. 1521/22 hielt sich der Reformator Martin Luther als „Junker Jörg“ hier versteckt und übersetzte während dieser Zeit das Neue Testament der Bibel (Septembertestament) in nur elf Wochen ins Deutsche. Johann Wolfgang von Goethe weilte mehrfach hier, erstmals im Jahre 1777. Am 18. Oktober 1817 fand auf Einladung der Jenaer Urburschenschaft anlässlich des 300. Jahrestages des Thesenanschlags Martin Luthers (31. Oktober 1517) und im Gedenken an die Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 19. Oktober 1813) auf der Burg das erste Wartburgfest statt. Das zweite Wartburgfest wurde im Revolutionsjahr 1848 veranstaltet. So ist es nicht verwunderlich, dass die Burg bereits im 19. Jahrhundert als nationales Denkmal galt"
Ich fahre mit der Ape hoch ....
... und laufe das restliche Stück.
Oben angekommen, zeigt ein Hinweis darauf, dass auch diese Burg geschlossen ist. Ein paar Eindrücke der Burg:
Die Gebäude neben der Burg werden als Hotel genutzt.
Die Fahrt geht weiter und führt mich zunächst über einen verlassenen Feldweg. Manchmal stelle ich das Navi auf die Option „Radfahrer“ und befahre dann oft die schönsten Nebenstrecken. So lande ich auf Wegen wie diesen hier. Man kommt dann zwar nicht schnell voran, das ist aber nicht so dramatisch, da ich ja Zeit habe. Flott fahren ist dann zwar auch nicht möglich, weil die Ape sich durch das Geschüttel wohl in Einzelteile zerlegen würde; ich komme dann aber in einer sehr gemütlichen Fahrt durch die schönsten Ecken die die Natur zu bieten hat und genieße das regelrecht.
Es ist schon oft vorgekommen, dass ich für nur wenige Kilometer dann unendlich viel Zeit benötige. Stehen bleiben wo es sich anbietet, Kaffee kochen, sich irgendwo hinsetzen und dann einfach nur mal Zuhören. Hören das, was die Natur bietet und nicht ständig den Lärm, den der Mensch erfunden hat.
Und wenn man dann diesem ganzen Gezwitscher, Gezirpe und Geträller, dem Geraschel und Gezische zuhört, dann wird einem klar, wie überflüssig der Mensch eigentlich in der Natur ist. Die Natur braucht keine Menschen, um bestens zu funktionieren. Der Mensch braucht aber die Natur, um zu überleben. Trotzdem ist der Mensch so dumm und zerstört weltweit das, was die Grundlage seines Lebens ist. Irgendwann kommt der Riesenknall und es ist völlig klar, wer am Ende überleben wird. Von allen Lebewesen auf der Erde, und sind sie noch so klein, ist der Mensch leider das dümmste. Er hält sich zwar für das schlaueste und meint alles schaffen und erschaffen zu können, kann recht und oftmals schlecht miteinander kommunizieren, ist aber nicht in der Lage zu akzeptieren, dass er ebenfalls nur ein kleines Rädchen von Vielen auf dieser Erde ist, damit die Erde überhaupt mit Leben existieren kann.
Auf der Hauptstraße zurück, fällt mir Höhe Amt Creuzburg eine schöne Burg ins Auge. Ich werde sie mir anschauen.
Kurz durch dieses kleine Dorf....
... und schon geht es bergauf zur Burg. Der Weg dort hoch ist steiler, als es auf den Fotos rüberkommt.
Die Ape auf den Parkplatz vor der Burg eingeparkt...
... und ich stelle fest, dass die Burg geöffnet ist; wenngleich auch nur die Parkanlage selbst. Restaurant und Imbiss sind geschlossen.
Eine alte Dame pflegt gerade die Grünanlage, als ich durch das Tor trete. Kurz darauf ist sie aber verschwunden.
Ein riesiger Baum steht mitten im Burghof. Ein an ihm angebrachtes Schild besagt, dass es sich um eine ca. 500 Jahre alte Sommerlinde handeln soll. Wenn der Baum reden könnte ...
Der Innenhof ist wirklich sehr schön angelegt und äußerst gepflegt.
Das Osttor. Vermutlich nach 1200 mit Beginn der planmäßigen Gründung der Stadt Creuzburg als Tor zur Stadt entstanden. Wenn man bedenkt, dass dies der Originalzustand und das Tor inzwischen über 900 Jahre alt ist. Eine Tür von heute würde wohl keine 100 Jahre halten, dann würde sie aus dem Rahmen fallen.
Bei dieser Kanone handelt es sich sächsisches Geschütz aus dem Jahr 1691. Die genaue Bezeichnung lautet Gusseisernes Falkonett. Die Rohrlänge beträgt 147 cm und das Kaliber 8 cm. Das muss mächtig rumsen...
Ein paar weitere Eindrücke der Burganlage:
Nach der Besichtigung setze ich mich auf eine Bank, die direkt am Parkplatz steht und einen herrlichen Blick über die Gegend hier bietet.
Eine ganze Stunde verbringe ich hier und genieße die Sonne.
Die Reise geht weiter und kurze Zeit später bin ich wieder an einer Stelle, die Deutschland früher teilte. Ich bin in Höhe Ifta.
Als ich Höhe Wehretal bin, sehe ich vor mir dunkle Wolken aufziehen.
Kurze Zeit später bin ich auch schon in Eschwege.
Es wird immer dunkler am Himmel. Nur noch vereinzelt zeigt er blaue Flecken.
Eschwege ist eine schöne, kleine Stadt. Ich drehe mit meiner Ape eine kleine Runde durch die Straßen und schau mich gleichzeitig nach einer guten Stelle zum Übernachten um.
In der Innenstadt komm ich an ein sehr kleines Parkhaus vorbei. Da der Himmel immer mehr voller dunkler Wolken hängt und ich noch ein wenig durch die Innenstadt laufen möchte, fahre ich rein und stell die Ape direkt neben der Einfahrt hinter einer Wand in einer Ecke ab.
Nun geht es durch die Stadt. Die Geschäfte haben zwar schon zu, ein bisschen bummeln und schauen ist trotzdem ganz nett.
Als ich dann diesen Laden sehe, tausend wohltuende Gerüche meine Nase erreichen und direkt bis in den Magen durchschlagen, ist es dann vorbei. Bis eben hatte ich noch keinen Kohldampf, jetzt stehe ich kurz vor dem Hungertod.
Als ich draußen auf mein lebensrettendes Essen warte, fängt es an zu regnen. Es hätte ruhig noch ein paar Minuten trocken bleiben können ! Mit meinem Futterbeutel laufe ich durch den Regen zurück zu meiner Ape und genieße mein Abendessen.
Vollgefuttert und voller Wein lege ich mich total beduselt in mein Bettchen, höre es ganz leise draußen heftig regnen und falle in einen Koma ähnlichen Tiefschlaf bis zum nächsten Morgen.
Gefahrene Kilometer: 105
Donnerstag, 20. Mai 2021
Um 07:00 Uhr ist die Nacht vorbei. Das Wetter ist wieder herrlich. Wie lang es gestern Abend noch geregnet hat, keine Ahnung. Habe nichts mitbekommen. Nach der Morgenzeremonie, heute ohne Frühstück, weil das Abendessen immer noch sättigt, geht es eine Runde durch die Stadt.
Warum die Schuhe hier auf der Leine hängen, weiß ich nicht. Sieht aber lustig aus.
In der Stadt ist noch nicht viel los. Wahrscheinlich wird eh nichts los sein, da die meisten Geschäfte geschlossen sein müssen. Aber, schön ist die Innenstadt. Sehr sauber und schöne Häuser mit tollen Fassaden gibt es hier zu sehen.
Ich erblicke eine geöffnete Eisdiele zu so früher Stunde schon. Ich habe zwar immer noch keinen Hunger, aber so ein Eis verteilt sich ja gleichmäßig zwischen dem Gemampften von gestern Abend und für Eis bin ich eh immer zu haben. Gut, lecker, ersetzt eine Mahlzeit.
Eine schöne, kleine Kirche steht hier. Leider ist die Kirche in der letzten Zeit von ein paar Jugendlichen heimgesucht worden, die dort ihre Partys abgehalten haben. Und zwar in der Form, dass man Absperrungen missachtet, raucht und die Kippen als auch Getränkedosen auf den Boden wirft, die Bibel mit Eis verschmiert und Kerzen anzündet und das Wachs über den Boden tropfen lässt. Aus dem Grund wird die Kirche abends früher geschlossen.
Man kann zum Unternehmen Kirche stehen wie man möchte, aber solch ein Verhalten ist nicht akzeptabel. Innerlich habe ich mir gewünscht, dass ich die Tür öffne und derartige Hohlköpfe randalieren da grad rum. Das gäb ein kräftiges Halleluja.
Die Kirche ist geöffnet, ich trete rein und nichts ist los.
Um kurz nach 10 Uhr geht die Fahrt weiter. An einer Waschanlage dampfe ich mal eben kurz die Ape ein wenig sauber. Sie hat es nötig.
Ich fahre Bad Sooden-Allendorf vorbei....
...und sehe in Witzenhausen die Burg Ludwigstein, die augenscheinlich einen kurzen Abstecher wert ist.
Ape abstellen...
... und den Rest zu Fuß hoch laufen.
Ein Hinweisschild gibt Kenntnis darüber, dass es sich hierbei wohl um eine Jugendherberge handelt. Gebaut wurde sie in der Zeit um 1400 bis 1500.
Natürlich ist auch diese Burg momentan geschlossen. Ihre Außenanlage ist trotzdem interessant.
Man kann fast um die gesamte Burg laufen.
Welche Burg sich da im Hintergrund zeigt, weiß ich nicht und habe es auch nicht versucht heraus zu finden. Sie reicht mir für ein schönes Foto.
Nachdem ich meine Fahrt fortsetze, lande ich in Friedland.
Es ist das sog. Grenzdurchgangslager. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es für vertriebene Deutsche aus den ehemals deutschen Ostgebieten und dem Sudetenland genutzt. In Betrieb genommen wurde die Anlage durch die britische Besatzungsmacht im September 1945. Das Grenzdurchgangslager wird auch das Tor zur Freiheit genannt.
Auf einem Berg steht ein Mahnmal, welches u.a. an die in Gefangenschaft geratenen und im Krieg gefallenen Soldaten erinnern soll.
Etwas über eine Stunde später bin ich in Göttingen.
Kaum zu glauben, auch hier gibt es diese linken Zecken. Die verfolgen mich irgendwie. Gleiche Einstellung, gleicher Lebensstil, gleicher Dreck und gleiche Schmierereien.
In der Stadt suche ich einen Parkplatz und stelle die Ape ab. Ganz vorschriftsmäßig mit Parkschein.
In Göttingen war ich noch nie. Meiner Meinung nach eine schöne Stadt ...
... wenn man sich diese Filzläuse wegdenkt.
Einige Läden haben geöffnet, die Gastronomie ist natürlich geschlossen.
Ein bisschen hier und dort schauen, in der Sonne sitzen und Leute beobachten und schon geht es am späten Nachmittag weiter auf Tour.
Mein Weg führt mich durch Dransfeld...
... Kassel...
... Wolfhagen....
Das nächste Ziel ist der Edersee, ein Stausee. Bei Niedrigwasser taugt hier alle paar Jahre ein ehemaliges Dorf auf. Momentan ist davon aber nichts zu sehen.
Auf die Staumauer kann man aber zu jeder Zeit.
Der Stausee
Die gesamte Anlage kann zu Fuß überquert werden und wirkt sehr imposant.
Bei Dunkelheit wird dem Besucher hier seit ein paar Jahren ein farbenreiches, ständig wechselndes Schauspiel geboten.
Es geht darum, nun einen geeigneten Platz zum Schlafen zu finden. Vorher aber wäre mir eine Tankstelle noch lieber. Die Reservelampe ist schon lang an. Sie geht zwar sowieso nie genau, da sie schon nach dem Volltanken in der nächsten Kurve kurz aufleuchtet. Wenn sie aber ständig leuchtet, dann sollte man doch ans Tanken denken.
In Bad Wildungen, nicht weit weg vom Edersee, komme ich dann an eine Tankstelle, die gleichzeitig einen Mc Donald´s beinhaltet. Sehr praktisch... So kann sowohl das eine Leere als auch das andere Leere gleichzeitig gefüllt werden.
Ich fahre noch ein paar Kilometer und finde in Giflitz, direkt am dortigen Friedhof, eine gute Möglichkeit zur Übernachtung.
Gefahrene Kilometer: 200
Freitag, 21. Mai 2021
07:00 Uhr, Zeit zum Aufstehen. Die Nacht war sehr ruhig. Von der Hauptstraße war nichts zu hören. Das Wetter scheint wieder bestens zu werden. Schon am frühen Morgen ist es warm und der Himmel überwiegend blau und wolkenlos.
Heute morgen werden keine Schnapsleichen hinterm Schützenhaus aufgesammelt, heute steht dort eine Ape und dessen Fahrer baut dort seine Dusche auf.
Mit dem Frühstück klappt es nicht ganz so wie eigentlich gedacht. Das Brot ist nicht mehr das was es gestern noch war. Es sieht leicht nach Pfefferminze aus. Ob es auch so schmeckt, möchte ich nicht probieren. Irgendwo wird ein Bäcker wohl geöffnet haben.
Nachdem alles wieder schön aufgeräumt ist, geht es nach Bad Wildungen in die Stadt. Ape abstellen, loslatschen, es gibt keinen Bäcker....
Nichts hat geöffnet, die Stadt ist tot. Nur ganz wenigen Menschen begegne ich hier.
Die Häuser in dieser kleinen Stadt entsprechen meinem Geschmack und die Kirche fügt sich hier optisch gut ein. Sie nennt sich „Stadtkirche“ und ihr Baubeginn war 1260. Sie ist dem heiligen Nikolaus gewidmet. 1403 stellte Conrad von Soest den Altar auf. Wer immer dieser Conrad auch war. 1494 wurde der Turm fertiggestellt. 1529 Einführung der Reformation. Von 1809 bis 1811 wurde die Turmspitze durch eine sog. „Welsche Haube“ ersetzt, da die alte mehrfach vom Blitz getroffen und zerstört wurde.
Die rechte der beiden Türen führt in die Kirche, die linke in eine kleine Kapelle.
Die Tür, die den Vorraum zur Kirche abtrennt, ist leider geschlossen. Man kann also nicht reingehen.
Wenigstens kann ich durch die Gittertür ein Foto machen und mir die Sache betrachten.
Der Zugang zur Kapelle.
Die Tür ist geöffnet für Betende. Gut, das ist jetzt nicht so mein Ding. Ich bin eher für die Praxis als für unnützes theoretisches Gejammer, das eh nichts bringt. Denen, die Hilfe benötigen, kann man nur helfen, indem man anpackt. Sich auf die Knie schmeißen, die Leidensmine aufsetzen und den Rosenkranz rauf- und runterjaulen, aber nichts unternehmen, hat noch nie was gebracht.
Einer alten Oma über die Straße helfen oder einem Obdachlosen mal ein Essen ausgeben ist christlicher als an solchen Leuten vorbeigehen und für sie dann anschließend heuchlerisch beten. Dadurch kommt die Oma nicht über die Straße und der Hungernde wird nicht satt.
Ich glaube nicht, dass das Rumgejaule auf Knien in Gottes Sinn ist. Gott hat in meinen Augen eh nichts mit Kirche zu tun. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Das eine gibt manchmal Kraft und das andere ist ein Wirtschaftsunternehmen, welches Menschen nur ein schlechtes Gewissen einredet, ausbeutet und zu seinen hörigen Untertanen macht.
Ich merke, wie der Puls langsam steigt bei Gedanken an dieses teilweise kriminelle Bodenpersonal Gottes. Darum will ich das Thema nun beenden und mich wieder der kleinen Kapelle widmen.
Die kleine Kapelle ist sehr schlicht. So gefällt mir das. Kein Prunk, keine unnötig verballerte Kohle. Hier kann man sich hinsetzen und mal nachdenken. An jemand denken, den es unter uns nicht mehr sichtbar gibt oder dem es schlecht geht. Ob man das Nachdenken und gedankliche Reden zu Gott nun schon als Gebet bezeichnen mag, ich weiß es nicht. Sollte es so sein, dann habe ich es wohl doch getan ... Dazu brauche ich aber keine von der Kirche vorgegebenen Texte, die die meisten eh nur einfach auswendig runterleiern ohne darüber nachzudenken, was sie da eigentlich sagen. Das geht auch so. Dem lieben Gott wird es wohl eh völlig Latte sein, wie man mit ihm redet. Der versteht das schon.
Von einer alten Stadtmauer ist ein Aussichtspunkt mit Stufen übrig geblieben, der einen schönen Blick über die Stadt zeigt.
Weiter geht´s, das nächste Ziel ist Korbach. Zu fahren sind lediglich knapp 40 Kilometer. Ape parken, Stadt anschauen.
Auch hier sind die Häuser fast alle im Fachwerkstil gehalten. Alt, aber gepflegt. Ich persönlich möchte so eine Bude in diesem Baustil nicht haben – Baumaterialien, Wärmedämmung, unter Umständen viele Auflagen wegen Denkmalschutz, Statik – für´s Auge ist es aber schön anzuschauen.
St. Kilian – Pfarrkirche der Altstadt
1335 bis 1450 als gotische Hallenkirche auf der Stelle einer Romanischen Kirche errichtet. Ein Brand zerstörte 1685 den spitzen Turmhelm und die Querdächer. Beachtenswert sind das Figurenportal und die Wasserspeierfiguren, im Inneren das Altarbild, das aus dem Jahr 1527 stammt, das Sakramentshäuschen, die Schlusssteine und andere Kunstwerke. Die ehemalige Marienkapelle wurde 1960 zur Gedenkstätte für die Opfer des Krieges ausgestaltet.
Diese Information steht auf einer an der Kirchenwand montierten Tafel. Hört sich toll an, kann man sich aber nicht anschauen.
In der Kirche ist momentan ein Impfzentrum eingerichtet. Ich geh nur rein, mache ein Foto und da ich keinen Impftermin habe, darf ich auch direkt wieder gehen.
Also schau ich mir die Stadt weiter an.
Der Mantel des Nachtwächters
Feuer, Räuber, Diebesgesindel – viele Gefahren drohten den schlafenden Bürgern in einer nächtlichen Stadt. Der Nachtwächter dagegen schlief nicht. Er sorgte für Ruhe und Ordnung, rief die Uhrzeit aus und weckte die Bürger bei Gefahr mit einem Hornsignal. Damals nannte man es wohl Service, heute Ruhestörung, wenn man nachts stündlich geweckt wird. Den hätte ich wohl geteert und gefedert.
Noch bis 1934 patrouillierten durch die Korbacher Altstadt die Nachtwächter. Sie wurden wegen ihres Übereifers auch „Pulverköppe“ genannt. An diese Korbacher Originale erinnert die 1977 errichtete Bronzefigurengruppe des Bildhauers Peter Lehmann (1921 bis 1995)
Ich gehe in den neueren, modernen Teil der Stadt.
Man hat sich hier doch so einige Gedanken gemacht. Die Einkaufstraße ist nicht nur so einfach dahingepflastert. Optisch ansprechende Treppen, Über- und Unterführungen, phantasievoll angelegte Pflanzbeete und Pflasterung unterschiedlicher Farben und Arten runden das gesamte Bild sehr ansprechend ab.
Nach Besichtigung der Stadt und Einverleiben einer leckeren Pizza geht es nun weiter in Richtung Marburg.
Auf einem ruhigen, direkt am Wald gelegenen Parkplatz, lege ich eine kleine Pause ein und koche mir einen Kaffee.
Nach rund 70 Kilometer Fahrt ist Marburg erreicht.
Die Stadt Marburg selbst interessiert mich gar nicht so. Ich möchte mir nur die Burg anschauen und fahre auf direkten Weg dorthin.
Die Fahrt zur Burg ist sehr steil für eine Ape.
Mit weniger als Schrittgeschwindigkeit geht es immer weiter rauf.
Eine Ende nimmt die Auffahrt scheinbar irgendwie gar nicht.
Irgendwann komme ich dann doch oben an.
Der Fußweg zur Burg ist nicht weit, nur ein paar Minuten.
Natürlich ist auch diese Burg geschlossen. Die Außenanlage aber kann man sich dennoch anschauen. Ein paar Eindrücke:
Ein Modell der Burg auf dem Vorplatz.
Da es schon gegen Abend ist, halte ich mich die gesamte Zeit hier auf. Etwas umschauen, bisschen in der Sonne sitzen, Leute beobachten, Ruhe genießen. Der jetzige Parkplatz ist auch meine Übernachtungsstelle.
Gefahrene Kilometer: 152
Samstag, 22. Mai 2021
Letzter Tag der Tour. Auspennen, frühstücken und duschen. Dann geht es heimwärts.
Zu berichten gibt es hier nichts Besonderes. Ich fahre einfach nur. Zwischendurch nen Kaffee kochen, was essen, tanken. Je näher ich nach Hause komme, desto schlechter wird das Wetter. Vorbei ist es mit der schönen Sonne. Nun habe ich das Wetter wie es die gesamte Woche hier war - Regen.
Kurz bevor ich zu Hause bin, schlägt das Zählwerk des Tachos auf 84.000 km um. Eine stramme Leistung für das kleine Motörchen.
Fast zu Hause, tanke ich die Ape noch voll.
Ein paar Kilometer noch und die Fahrt ist vorbei.
Auch diese Ape-Tour war wieder ein voller Erfolg und hat mächtig Spaß gemacht. Trotz der schon beachtlichen Kilometerleistung zickte die Ape kein einziges Mal. Starten, tuckern. So einfach ist das.
Anzahl Fotos in diesem Bericht: 467
Gefahrene Kilometer: 1.627
Kosten Öl / Benzin: 154,32 Euro
Durchschnittsverbrauch: 5.61 L / 100 km